Meine Autos

Mit diesem Edsel fing es bei mir an. Genau genommen eigentlich mit einer Ausgabe des Old Car Trader, den mir ein Freund von einer USA-Reise mitbrachte. Darin sah ich zum ersten Mal ein Bild von einem 58er Edsel Citation. Der Standort war Südflorida. Dort ist es zwar warm, aber oft bei hoher Luftfeuchtigkeit. Auf Anraten von Leuten, die es wissen sollten, habe ich die Finger davon gelassen.

Dummerweise tauchte kurze Zeit später ein ähnliches Auto im Oldtimer Markt auf, Standort nur etwa 200 km von mir entfernt. Also nix wie hin, ansehen kann ja nicht schaden.

Zollverein Edsel 1

Das Fahrzeug gehörte einem Autohändler, stand aber einige Kilometer weiter in einer Scheune. Mit einem Kanister Benzin fuhren wir hin. Als das Tor geöffnet wurde, war ich geschockt: da standen zwei abgedeckte Autos, eins war viel zu klein für einen Ami, aber das andere war verdammt groß, viel größer, als ich es mir vorgestellt hatte.

Nachdem ich den ersten Schreck überwunden hatte, wurde das Auto genauer betrachtet. Innen noch ganz manierlich, vorn links ein kleiner Unfallschaden (Kotflügel eingedrückt), der Lack stumpf und verkratzt, aber kein Rost. Sah eigentlich nach einer leichten Restauration aus. Dann kam der entscheidende Augenblick: der Motor wurde gestartet. Nach der langen Standzeit dauerte es ein oder zwei Minuten, aber als er endlich rund lief, war ich nicht mehr zu halten, V8-Sound vom Feinsten, so beeindruckend hatte ich das Geräusch noch nie gehört. Nach einer kurzen Probefahrt auf einem Feldweg war der Wagen gekauft.

Zum Glück bekam ich eine ausreichend große Garage in meiner Nähe. Ein paar Wochen später wurde das Auto abgeholt. Die Fahrt werde ich nie vergessen. Der Händler hatte zwar versprochen, eine undichte Stelle am Kühler zu reparieren, hatte aber nur Kühlerdicht benutzt. Bei der ersten Rast, als der kühlende Fahrtwind ausblieb, stieg der Druck im Kühlsystem und ein feiner Wasserstrahl spritze oben aus dem Kühler. Vorsorglich hatte ich Werkzeug und Dichtmasse mitgenommen. Damit wurde das Loch nach einer Abkühlpause geflickt.

Etwa auf halber Strecke wurde es langsam dunkel. Also schaltete ich das Licht ein. Die Scheinwerfer funktionierten, nur das Armaturenbrett blieb völlig dunkel. Wie sich später herausstellte, hatte jemand alle Birnchen herausgefummelt. Und das, obwohl man mit normal großen Händen kaum an die kleinen Biester herankommt.

Danach verlief die Fahrt ohne weitere Zwischenfälle. Das Unheil begann erst am nächsten Tag.

Auf dem Weg zur Werkstatt wollte ich mich noch eben beim TÜV (nur ein paar Blocks entfernt) erkundigen, was für eine dauerhafte Zulassung zu beachten sei. Bis zum Parkplatz ging auch alles gut, nur beim Einparken wollte die Bremse plötzlich nicht mehr. Als ich das Bremspedal treten wollte, fiel es ohne Widerstand bis zum Bodenblech. Wenn schon, dann kommt's gleich dicke, die Feststellbremse streikte auch noch. Jetzt hätte ich auf P schalten können, aber eine kleine Beule schien mir besser als ein paar abgebrochene Zähne im Getriebe. Zum Glück wollte ich auf der Seite mit dem Grünzeug parken, so wurde der Wagen vom Gebüsch abgebremmst, ohne Schaden zu nehmen.

Das Ende vom Lied: mein Sorgenkind wurde auf einem Abschleppwagen zur Werkstatt gebracht, wo es für die nächsten Monate bleiben sollte. Das war mein erster Oldtimer, und ich hatte noch überhaupt keine Ahnung, wo ich Ersatzteile bekommen könnte. Ohne die moralische und technische Unterstützung meiner Werkstatt hätte ich das neue Hobby warscheinlich gleich wieder aufgegeben.

Irgendwann habe ich natürlich die Ersatzteile bekommen, das Auto wurde auch neu lackiert, aber bei der ersten Ausfahrt bei schönem sommerlichen Wetter machte der Motor klopfende Geräusche. Er hatte zwar frisches Öl bekommen, aber die Vorbesitzer haben wohl jahrelang keinen Ölwechsel gemacht. Dadurch hatten sich dicke Ablagerungen gebildet. Oben an den Ventilen kam schon fast kein Öl mehr an.

Also wieder nix, die Zylinderköpfe wurden abgebaut und an einen Spezialbetrieb zum Überholen gegeben. Dort blieben sie erst mal eine Weile liegen, bis der zuständige Meister sich in aller Ruhe um die exotischen Teile kümmern konnte. War mir nur recht. Wenn er einen Fehler gemacht hätte, wäre Ersatz nicht so leicht zu beschaffen gewesen.

Danach meldete sich das Getriebe. Die berühmt-berüchtigte Teletouch-Automatik streikte, wenn der Wagen heiß abgestellt wurde. Ein paar Minuten später funktionierte sie wieder. Frustriert habe ich den Fehler mühsam einkreisen können: es lag am "Steuercomputer". Wo ich ein mechanisches Wunderwerk erwartet hatte, fand ich beim Zerlegen nur eine Art großen Drehschalter. Nach dem Reinigen der Kontakte war der Fehler endlich behoben.

1958 interior

Nach zwei Jahren war der Wagen endlich einsatzbereit. Ein paar kleinere Probleme gab es noch. Bei einer Tour nach Süd-Tirol wurde der Motor beim langsamen Bergauffahren in einem schmalen Tal so heiß, daß einige Zündkabel so weich wurden, daß sie heiße Motorteile berührten. Ein anderer Teilnehmer stellte ein Ersatzkabel zur Verfügung, die anderen wurden mit Klebeband geflickt.

Bei der Rückfahrt aus diesem Tal habe ich dann erfahren, warum Automatikfahrzeuge so ein breites Bremspedal haben. Auf der schmalen und gewundenen Straße konnte man oft nur Schrittgeschwindigkeit fahren, wodurch die Bremsen stark beansprucht wurden. Die Bremswirkung wurde immer schlechter. Einfach Stehenbleiben kam nicht in Frage, der Wagen hätte die Straße blockiert. Unten im Tal habe ich mit beiden Füßen auf dem Bremspedal gestanden und mich in den Sitz gepresst, um das Fahrzeug vor dem Stopschild zum Stehen zu bringen. Auf halbwegs ebener Strecke erholte sich die Bremse innerhalb weniger Minuten. So ein altes Schlachtschiff ist eben keine Bergziege.

Eine größere Reparatur war später dann doch noch erforderlich: das Getriebe benahm sich irgendwie merkwürdig. Morgens aus der Garage geholt, kam der Wagen noch über die erste Kreuzung, wurde dann langsamer und blieb schließlich stehen. Ein paar Minuten später war alles wieder in Ordnung. Nachdem sich der Fehler bei kaltem Getriebe wiederholt hatte, habe ich gleich einen Überholsatz bestellt und das Getriebe bei einem Spezialisten überholen lassen. Der kannte sich eigentlich nur mit modernen amerikanischen Getrieben aus, aber mit einer Kopie des transmission service manuals hat er die Aufgabe bewältigt.

Zollverein

Die Anschaffung des zweiten Edsel war eigentlich nicht geplant, aber die Gelegenheit war günstig. Nachdem ich sichergestellt hatte, daß die Garage meines Alltagsautos groß genug ist (2 cm länger als der Edsel), habe ich ihn gekauft. Anfang lief er problemlos, aber dann ging auch hier der Ärger los. Nach einigen wenig erfolgreichen Reparaturversuchen wurde ein neuer Vergaser eingebaut, danach war die Zündung fällig. Die ausgeschlagene Verteilermechanik wurde ausgetauscht und der mechanische Unterbrecherkontakt durch eine verschleißfreie Elektronik ersetzt.


Es macht einfach Spaß, mit solchen Autos zu fahren. Obwohl beide fast gleich alt sind, sind sie doch recht unterschiedlich. Der 58er fasziniert durch den gewaltigen Motor. Wenn man nicht per Knopfdruck den ersten Gang anfordert, fährt der Wagen im zweiten an. Bei so viel Drehmoment ist das überhaupt kein Problem.

Der 59er wirkt irgendwie deutlich moderner. Der wesentlich drehfreudigere Motor kommt wunderbar mit der 2-Gang-Automatik zurecht. Der bessere Wirkungsgrad und das geringere Gewicht verhelfen dem Wagen zu spürbar besseren Fahrleistungen.